Spurenelemente bei Rindern

Kleine Menge - große Wirkung!


Die Spurenelemente Kupfer, Kobalt und Selen spielen eine entscheidende Rolle für die Leistung und Fruchtbarkeit von Rindern und haben u.a. als Bestandteile von Enzymen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel. Für eine ausreichende Versorgung des Organismus mit diesen Spurenelementen ist neben dem Gehalt in der Ration vor allem ihre Verfügbarkeit entscheidend. Diese wird ganz besonders durch Wechselwirkungen verschiedener Spurenelemente untereinander beeinflusst. So genannte Antagonisten in der Ration können die Verfügbarkeit einzelner Spurenelemente verringern.


Fakten und Hintergründe bei Spurenelementmangel

- 50% der besamungsfähigen Rinder weisen einen Selenmangel auf.

  • Deutschland ist Selenmangel-Gebiet! Bedeutet, über Grundfutter (Weide, Silagen usw.) können Rinder ihren Bedarf nicht decken.


- 50% der Jungrinder leiden außerdem an einem Kupfermangel1, denn: 

  • Viele Standorte in Deutschland sind arm an Kupfer.
  • Molybdän und Schwefel aus dem Grundfutter können freies Kupfer im Pansen binden (Molybdäntoxizität). 
  • Eisen, z.B. aus Tränkewasser und Silage, kann ebenfalls die Verwertung von Kupfer behindern.

Die Bedeutung der Spurenelemente

Kupfer: Bestandteil zahlreicher Enzyme, die zum Beispiel an der Energienutzung, der Haarbildung und -pigmentierung, der Bildung des Hämoglobins u. v. m. beteiligt sind.

Selen: Bestandteil der Gluthationperoxidase (antioxidatives Enzym); inaktiviert Sauerstoffradikale wie z.B. Wasserstoffperoxid und verhindert, dass diese Schaden
an Zellen anrichten; wichtig für Schilddrüsenstoffwechsel und Immunsystem

Kobalt: Zentralatom von Vitamin B12; über Vitamin B12 Einfluss auf Futterverwertung, verschiedene Stoffwechselvorgänge und Blutbildung; wichtig für die Kolostrumqualität


Symptome bei Spurenelement-Mangel von Rindern

Kalb / Jungrind

Erwachsenes Tier

Kupfermangel:

  • Vermehrtes Festliegen bei ungestörter Trinklust
  • Abwehrschwäche
  • Wachstumsdepression
  • Lecksucht

Selenmangel:

  • lebensschwache Kälber
  • Trinkschwäche
  • Weißmuskelkrankheit
  • Wachstumsdepression

Kobaltmangel:

  • mangelnder Appetit, Wachstumsdepression

Kupfermangel:

  • Aufhellung der Fellfarbe, Brillenbildung (s. Abb.)
  • Stillbrunst
  • unregelmäßiges Umrindern
  • Leistungsdepression
  • Lecksucht

Selenmangel:

  • Abwehrschwäche
  • Nachgeburtsverhaltung
  • Zysten
  • Aborte
  • Sprunggelenksentzündungen

Kobaltmangel:

  • mangelnder Appetit, Leistungsdepression

Brillenbildung durch Kupfermangel.

Braune Fellfärbung an der Flanke durch Kupfermangel.

Hellere Fellfarbe durch Kupfermangel beim Tier rechts.

> Die Tabelle zeigt:
Ein Mangel an Spurenelementen kann die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigen. Der betriebliche Erfolg wird so vor allem durch

  • unzureichende Fruchtbarkeit,
  • Kälberverluste und
  • Leistungseinbußen ( Milch- u. Wachstumsdepression) 

dauerhaft geschmälert.


Molybdäntoxizität - klinischer Kupfermangel -

Symptome des klinischen Kupfermangels werden oft bei Kühen beobachtet, die normale Blutkupferspiegel haben.


Bei Milchkühen spielen besonders die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Elementen sowie die Antagonisten in der Ration oder im Tränkwasser eine Rolle. Die am besten untersuchte ist die Kupfer-Molybdän-Schwefel-Interaktion, wobei auch beide Elemente allein antagonistische Effekte auf die Kupfer–absorption haben können. Dabei werden häufig klinische Symptome des Kupfermangels bei den Kühen
beobachtet, obwohl der Blutkupfergehalt normale Werte aufweist.
Wie ist das möglich?

Abb. 1: Schwefel und Molybdän binden Kupfer

Schwefel und Molybdän aus dem Futter bilden im Pansen Thiomolybdate. Diese Komplexe binden Kupfer.
Eisen in der Ration reduziert die Verfügbarkeit von freiem Kupfer, da es ebenfalls an Kupfer bindet. (siehe Abb. 2)

Abb. 2: Thiomolybdate treten in die Blutbahn ein und binden Kupfer

Steht im Pansen nicht genügend freies Kupfer zur Verfügung (z. B. bei hohen Eisengehalten in der Ration), treten die Thiomolybdate in die Blutbahn über und binden hier an Kupfer. Dies ist zumeist Bestandteil von kupferhaltigen Enzymen, die dann blockiert sind. So kann es bei normalem Kupfergehalt im Blut zu Symptomen des Kupfermangels kommen.

Abb. 3: Langzeit-Boli geben kontinuierlich freies Kupfer ab.

Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass ständig freies Kupfer im Pansen zur Verfügung steht!
Langzeit-Boli geben kontinuierlich freies Kupfer ab. So werden die Thiomolybdate noch im Pansen abgesättigt und können keinen Schaden mehr verursachen.


Richtwerte zum Spurenelementebedarf für Rinder (pro kg Trockenmasse Futter)2

Für die ausreichende Versorgung des Organismus mit Spurenelementen ist neben deren Gehalt in der Ration vor allem ihre Verfügbarkeit entscheidend.
Die Verfügbarkeit wird ganz besonders durch Wechselwirkungen verschiedener Spurenelemente untereinander beeinflusst. Aufgrund dieser Wechselwirkungen sind Bedarfs-angaben immer nur ein grober Hinweis – je nach Vorliegen von Antagonisten in der Ration kann der Bedarf deutlich höher sein!

Im Falle eines Mangels, der durch eine nicht bedarfsdeckende Versorgung oder aber durch Antagonisten in der Ration entstanden ist, können Blutuntersuchungen
Aufschluss geben. Im Falle von Kupfer und Selen hat sich bewährt, neben den Serumgehalten auch die abhängigen Enzyme zu bestimmen. Zum einen lässt sich so die aktuelle Versorgungslage bestimmen, zum anderen gibt die Enzymaktivität Aufschluss über die längerfristige Versorgung.



"Bei Weidehaltung die
Spurenelemente im Blick haben"

- eine Betriebsreportage mit einem extensiven Mutterkuhhaltungs-Betrieb -

Hier geht es zum Interview mit Prof. Dr. Scholz.

Zum Artikel "Spurenelemente zur Weidesaison im Fokus" geht es HIER.



Kupfer, Kobalt und Selen im Langzeit-Bolus

- Der moderne Weg zu mehr Leistung und Fruchtbarkeit! -


Spurenelemente sind in der EU in verschiedenen Verbindungsformen
zugelassen:

ORGANISCHE VERBINDUNGEN

ANORGANISCHE VERBINDUNGEN

Zum Beispiel:

  • Chelate
  • Proteinate
  • Glycinate

Zum Beispiel:

  • Sulfate
  • Oxide
  • Carbonate

Speziell bei Monogastriern gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass der Einsatz von organischen Verbindungen gegenüber den anorganischen Verbindungen
Vorteile bei den biologischen Leistungen bietet. Bei den Wiederkäuern wird insbesondere bei Anwesenheit von Antagonisten von einer besseren Verfügbarkeit
von organischen Spurenelementverbindungen ausgegangen.

Chelate oder Glycinate sind im Falle von Selen nicht kommerziell verfügbar. Stattdessen sind so genannte Selenhefen für den Einsatz in der Tierernährung
zugelassen. Sie enthalten zwischen 2000 und 3000 mg Selen / kg. Dieses liegt zu etwa 80 % als Selenmethionin vor.

ABER: Im Organismus werden die Selenaminosäuren nicht als Selen und damit als Spurenelement erkannt, sondern fälschlicherweise als Aminosäure.
Diese werden wiederum zum Aufbau von Protein verwendet, weshalb ein höherer Transfer von Selen z.B. in die Milch erfolgt als bei anorganischen
Selen-Quellen. Der Gesetzgeber hat daher den Einsatz von Selen aus Selenhefe auf 0,2 mg / kg Alleinfutter (88 % TM) begrenzt bei einem gesamten
Höchstgehalt von Selen von 0,5 mg / kg Alleinfutter (88 % TM)

Welche Verbindungen machen nun für die Milchkuh Sinn?
Häufig ist die anorganische Form bereits ausreichend und die aktuellen Versorgungsempfehlungen sind darauf abgestimmt. Eine Kombination mit
organisch gebundenen Spurenelementen kann aber besonders bei Hochleistungskühen oder der Anwesenheit von Antagonisten in der Ration die Versorgungslage verbessern.


Warum Spurenelemente auch ankommen müssen

Der Bedarf an diesen wichtigen Spurenelementen kann meist nicht allein durch das Grund- und Mineralfutter gedeckt werden, da die Aufnahme oft unregelmäßig erfolgt und unter den Elementen zahlreiche Wechselwirkungen bestehen. Mit dem Spurenelement-Bolus von Boehringer Ingelheim gehen Sie auf Nummer sicher. Pro Tier werden 2 Boli eingegeben, die sich in den folgenden Monaten vollständig auflösen. Dabei stellen sie kontinuierlich definierte Mengen an freiem Kupfer, Kobalt und Selen im Pansen zur Verfügung. Die Wirkdauer der Boli beträgt je nach Pansen pH- Wert 4 ½ Monate (hoher Kraftfutteranteil) bis 6 Monate (Weidehaltung).

Erhalten Sie hier mehr Informationen.



1: Holsteg, M. et al.: 6. Berlin-Brandenburgischer Rindertag 2006

2: Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE): Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlag, Frankfurt am Main, 2001






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